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Die Eingeborenen von Maria Blut

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" Denn glaube mir, mein Kind, zwischen dem sehr grotesken Fall des Bankiers Ernst von Ufermann und dem anscheinend völlig sinnlosen Eisenbahnattentat, dem so und so viel Menschen zum Opfer fielen, bestehen doch Zusammenhänge. Es ist ja immer wieder dasselbe Evangelium der Ausrottung, das sich hier kundtut. Verrecke, stirb, verschwinde. Das ist die Losung, mit der die Ware Mensch jetzt dezimiert werden soll. Darf man da schweigen? "

WENN DAS LAND, DAS MAN KANNTE, PLÖTZLICH NICHT MEHR DASSELBE IST…

Österreich zu Beginn der 30er Jahre. Im beschaulichen Kurort Maria Blut beginnt es zu brodeln. Auf den Straßen, am Marktplatz und in der Kirche wird getuschelt: Hat dieser oder jener nicht eine Halbjüdin als Mutter? In nur wenigen Monaten spitzt sich die Lage zu: Radikalisierte Männergruppen marodieren durch die Straßen und skandieren: »Heil! Heil!«. Wunderheiler und falsche Propheten tauchen auf und verkünden den bevorstehenden Weltuntergang, deklassierte Adelige schimpfen auf die »Saurepublik«, und schließlich steht auch noch die örtliche Konservenfabrik in Flammen. Klammheimlich, wie ein schleichendes Gift, breitet sich die NS-Ideologie in einem österreichischen Provinznest aus – und am Ende ist nichts mehr, wie es war.

Schon im dänischen Exil, wohin sie bereits 1933 zusammen mit ihrer Tochter Judith emigrierte, schrieb Lazar an ihrem großen Zeit- und Widerstandsroman Die Eingeborenen von Maria Blut, den sie bereits 1937 in Auszügen in der bekannten Moskauer Exilzeitschrift Das Wort von Bertold Brecht veröffentlichen konnte. Nach rund 60 Jahren seit seiner letzten Veröffentlichung wird dieses einzigartige Werk, das vergleichbare Arbeiten der Zeit an satirischer Schärfe bei weitem übertrifft, nun endlich einem aufgeschlossenen Lesepublikum wieder zugänglich gemacht.

 Die Eingeborenen von Maria Blut werden derzeit erneut unter der Regie von Lucia Bihler am Akademietheater der BURG inszeniert. Die Inszenierung wurde zu den Besten des Jahres 2023 gekürt und zum prominenten „Berliner Theatertreffen“ eingeladen. Lesen Sie nun das Buch zum Stück!

 

„Die vielen Erzählstimmen des Romans erinnern an die Polyfonie in Heinrich Manns «Die kleine Stadt»; sein scharfer Blick auf den ethischen Zerfall nimmt Ödön von Horváths «Jugend ohne Gott» vorweg.“

– Franz Haas, Neue Zürcher Zeitung

„Es ist eine bitterböse und sehr wahre Melange, die die Wiener Schriftstellerin und Journalistin Maria Lazar (1895–1948) in dem 1935 im dänischen Exil verfassten Roman in der fiktiven österreichischen Kleinstadt Maria Blut anrührt […]“

– Harald Eggebrecht, Süddeutsche Zeitung

 

3., durchgesehene Auflage. Mit einem umfangreichen Nachwort zu Leben und Werk der wiederentdeckten Autorin von Johann Sonnleitner.  Hochwertiges Softcover, 313 Seiten, 18 Euro, ISBN 978-3-903244-39-9. ET: 1. Januar 2024