Marta Karlweis (1889–1965)

"Wenn der Sensenwagen einer künftigen Epoche über unsere Felder rollt, wird er Erwein Raidt und seine Freunde nicht mehr finden. Andere werden an seiner statt unter den Rädern zermahlen werden, ganz langsam oder furchtbar schnell, je nach den Geschehnissen, Schuldige oder Unschuldige. Denn in Schuldige und Unschuldige teilt ja ihr Männer die Welt."

Marta Karlweis (1889–1965), Tochter des Wiener Vorstadtdramatikers und Erzählers Carl Karlweis, Frau des Erfolgsschriftstellers Jakob Wassermann und Mutter des ehemals bekannten Journalisten Charles Wassermann, besuchte wie Maria Lazar die Schwarzwaldschule in Wien. Nach der Geburt zweier Töchter aus erster Ehe mit einem böhmischen Industriellen debütierte sie 1912 mit der Künstlernovelle "Der Zauberlehrling". 1929 gelang ihr endgültig der schriftstellerische Durchbruch mit ihrem Roman "Ein österreichischer Don Juan", der auch in Amerika groß herauskam und mitunter begeistert besprochen wurde. 1934 emigrierte sie in die Schweiz, wo sie u. a. mit Thomas Mann und C. G. Jung verkehrte. Nach dem Anschluss Österreichs ging sie 1939 ins Exil nach Kanada, wo sie einen Lehrauftrag an der Mc-Gill Universität in Montreal übernahm. 1965 starb Marta Karlweis auf einer Besuchsreise in der Schweiz. Ihr schriftstellerisches Werk geriet ab 1945 zunehmend in Vergessenheit.