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Mit der Herausgabe von Maria Lazars literarischem Erstlingswerk Die Vergiftung stellt sich ein neuer Wiener Verlag vor: Das vergessene Buch. Dieser Name ist Programm. Nicht nur der Roman, erstmals 1920 im E. P. Tal Verlag erschienen, auch seine Verfasserin, die 1895 in Wien geborene Schriftstellerin und kulturpolitisch engagierte Journalistin, ist heute weitgehend unbekannt und von der Literaturgeschichtsschreibung gründlich vergessen worden. […] Nach der Lektüre dieses kleinen großartigen Romans, der weit mehr ist als ein beispielhaftes Zeugnis des literarischen Expressionismus, muten diese Leerstellen in der Rezeption reichlich merkwürdig an. […]

Bereits 1933 entscheidet sich Lazar unter den Eindrücken des auch in Österreich erstarkenden Nationalsozialismus für das skandinavische Exil. Über ihre Kontakte zur Schriftstellerin Karin Michaelis findet sie mit ihrer Tochter Judith zunächst Unterkunft auf der dänischen Insel Thurø, wohin sie auch ihre Freundin Helene Weigel und Bert Brecht vermitteln kann. Nach mehreren Umzügen flieht sie schließlich 1939 nach Schweden. Noch in Dänemark gelingt ihr 1937 die Veröffentlichung eines Kapitels ihres großen Exilromans Die Eingeborenen von Maria Blut über die allmähliche Entwicklung des Nazismus in der österreichischen Provinz in der deutschsprachigen Moskauer Exilzeitschrift Das Wort. Nachdem sich Lazar 1948 in Stockholm das Leben genommen hatte, konnte der vollständige Roman erst 1958 auf Betreiben ihrer Schwester Auguste, die sich in der DDR als Verfasserin von Kinder- und Jugendbüchern etabliert hatte, im Rudolstädter Greifen Verlag postum erscheinen. Auf eine Neuauflage auch dieses vergessenen Buches darf man sich freuen. Die Drucklegung ist von dem jungen Wiener Verlag mit dem treffendem Namen für das Frühjahr 2015 angekündigt.

 

Thomas Assinger in ‚Zwischenwelt‘. Literatur/ Widerstand / Exil, 32. Jg., Nr. 1, April 2015

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